Zum Zeitpunkt der Errichtung des KZ Flossenbürg zeichnete sich eine riesige Nachfrage nach Baumaterialien durch das Reich ab. Großstädte wie Berlin, München u.a. sollten zu „Führerstädten“ umgestaltet, die Infrastruktur für den geplanten Krieg vorangetrieben (Autobahnen u.a.) vorangetrieben werden. Himmler und die SS boten an, Natursteine und Ziegel zu liefern – rasch und billig, durch die schonungslose Ausbeutung ihrer Arbeitssklaven in den Konzentrationslagern. Dafür pachtete die DEST 1938 für 10 Jahre vom Land Bayern ein Gelände am Wurmstein. Eine erhebliche Steigerung und Modernisierung der Steinproduktion wurde durch die „Neue Planung Flossenbürg“ im Jahre 1941 eingeleitet. Das 14-seitige Dokument kann als ein Musterbeispiel der „Normalität immanenter Rationalität des Verbrechens“ gelten: Einer betriebswirtschaftlichen Bestandsaufnahme (Rückgang der Produktion von 1938 bis 1940) folgen entsprechende Maßnahmen, um den „Ausstoß“ von ca. 4.000 cbm Stein Ende 1940 innerhalb der nächsten vier Jahre mindestens zu verdreifachen („12 bis 15.000 cbm von Steinmetzen bearbeitete Steine scheinen möglich!“). Drei von vier festgestellten „Problemen“ lassen sich mit gängigen betriebswirtschaftlichen Maßnahmen „beheben“: Mit den neuen Brüchen gibt es für die nächsten Jahre genug Rohstoff; allerdings sollte „über Prof. Speer auf Aufhebung des bestehenden Naturschutzes“ am Schloßberg mit der denkmalgeschützten Burgruine als touristischem Wahrzeichen der Gemeinde gedrungen werden! Zum „Kreditproblem“ ist lapidar vermerkt, dass die benötigten 400.000 RM „nicht allzu schwierig“ zu besorgen seien. Das „Transportproblem“ schließlich wird durch einen Stapelkran an der Verladerampe entlang der Bahnlinie im Ort Flossenbürg behoben, dort noch vorhandene (bei vermehrten Umschlag von Werksteinen störende) umzäunte Steinhauerhütten sollten in den Steinbruch selbst verlegt werden. Um die Produktionsmenge zu steigern, sollen modernste Maschinen angeschafft werden – u.a. ein 15 t Kabelkran, Kompressoren, Presslufthämmer und 3.000 laufende Meter Geleise für 30 Kipploren und anderes. Somit bleibt als letztes ein „Menschenproblem“!
„Arbeiten“ sollen die Zwangsarbeiter in den bestehenden und acht (!) zusätzlich zu erstellenden Steinmetzhallen sowie einem noch zu schaffenden Lager- und Verladeplatz am Bahnhof Flossenbürg. Basierend auf den Zahlen von 1940, als ca. „400 z.T. angelernte Häftlingssteinmetze durchschnittlich“ 4.000 cbm Werkstein unter Anleitung von 30 Zivilsteinmetzen produzierten, würden für angestrebte 12.000 bis 15.000 cbm ca. 1.200 Häftlingssteinmetze unter der fachlichen Aufsicht von 50 Zivilsteinmetzen benötigt. Dazu rechnen die Planer noch „ca. 1.000 Häftlinge als Brecher, Ritzer, Abräumer, Kranführer, Transportkolonne, Verladekolonne, Schmiede, Tischlerei, Schlosserei usw.“, die wiederum von weiteren 60 Zivilbrucharbeitern angeleitet werden. Das Problem ist diesmal nicht, ob so viele Menschen zu Zwangsarbeitern gemacht werden können – nachgerechnet wird, ob es sich auch lohnt! Der Text wendet sich gegen die Praxis, Häftlinge, die als so genannte Kriminelle im Konzentrationslager sitzen, wieder zu entlassen. Entsprechend den weit reichenden Plänen der SS nach der „Demobilisierung“, also nach dem gewonnenen Krieg, werden dann erst Tausende von Steinmetzen gebraucht – woher sollten die kommen?
Einerseits dachte sich die SS mit perverser Logik Strafkataloge zur Unterdrückung und letztlich Ermordung der Gefangenen aus. Andererseits gab es aus oft rein ökonomischen Überlegungen heraus auch das groß angelegte und zumindest in der Planung der SS großzügig gedachte Programm der „Häftlingslehrlinge“ für die Ausbildung der Steinmetze. Bereits 1940 hatten in Flossenbürg über 400 Männer eine praktische Ausbildung als Steinmetz erhalten, was wohl eher heißt, sie sind angelernt worden. Schließlich wurde am 31.01.1941 ein erster 10-wöchiger Kurs für 35 solcher Lehrlinge zur theoretischen Ausbildung abgeschlossen. Die theoretisch und praktisch ausgebildeten Steinmetze sollten dann als „Häftlingsvormänner (Steinmetze)“ in den verschiedenen Hütten wiederum jeweils zehn nur praktisch angelernte Hilfs-Steinmetze anleiten. Für diese Gruppe der Häftlingsvormänner wurden sogar bestimmte Prämien, die von zusätzlichen Lebensmitteln und Tabakwaren bis zu Bordellbesuchen (ab 1943) und einer möglichen Hafterleichterung reichen konnten, als Anreiz einer effektiven Arbeitsweise geschaffen.
Diese weit reichenden Pläne – Himmler forderte im Dezember 1941 reichsweit die Ausbildung von 5.000 Steinmetzen (vor 1939 gab es im ganzen Reich keine viertausend) und 10.000 Maurern, um die zukünftigen Bauten nur für SS und Polizei bewältigen zu können! – wurden dann spätestens 1943 von der sich abzeichnenden Wende im Krieg und der Verlagerung immer größerer Teile der Rüstungsproduktion zu den Konzentrationslagern beendet. Obwohl die SS bei den Zahlungen für die ihr vom Reich überlassenen Zwangsarbeiter oft nur von 5 % Leistung (gemessen an Zivilarbeitern) ausging, lohnte sich durch die ständige Zunahme der Häftlingszahlen deren Einsatz nicht nur in den Steinbrüchen und Ziegeleien der SS-eigenen „Deutschen Erd- und Steinwerke“ (DEST), sondern zunehmend auch in der Rüstungsproduktion. Nach dem Scheitern der Blitzkriegstrategie im Osten 1941/42 sollte die Rüstungsproduktion gesteigert werden, gleichzeitig fehlten immer mehr deutsche Arbeiter aufgrund der Einberufungen zur Wehrmacht. Da die SS „ihre“ Gefangenen besonders „günstig“ bereitstellen konnte, sollten die fehlenden Arbeitskräfte zum Teil durch KZ-Gefangene ersetzt werden. Durch deren hohe Zahl bei minimaler Bezahlung nahm die SS riesige Summen ein. Als insgesamt profitabel erwiesen sich die Steinbrüche von Flossenbürg. Schon nach elf Monaten konnten 70.000 RM Gewinn verbucht werden, vom Gewinn des Gesamtkonzern „Deutsche Erd- und Steinwerke“ entfielen zeitweise 70 % auf den Betrieb in Flossenbürg, der bis 1945 der „erfolgreichste“ blieb.