Der Gang durch die virtuelle Ausstellung von Zeichnungen, Grafiken und Malerei führt den Betrachter dieser zu Papier gebrachten Erinnerungen von ehemaligen Gefangenen im KZ Flossenbürg immer wieder an den Ort selbst zurück. Er sieht sich mit Zeugnissen einer Welt konfrontiert, die den Künstlern selbst als nicht zu beschreiben und nicht mit den Mitteln der Kunst wiederzugeben schien.
Die noch im Lager entstandenen Werke teilen sich in zwei Gruppen, die Auftragsarbeiten für SS und Kapos sowie die wenigen Überlieferungen einer heimlichen Produktion unter Lebensgefahr. Miloš Volf nutzte seine Stellung als Blockschreiber, Venzel Navrátil das Wohlwollen eines zivilen Meisters in der Produktionshalle von Messerschmitt, dagegen entstanden die singulären Zeichnungen aus der Lagerzeit von Ota Matoušek und Bruno Furch unter Bedingungen, die kunstfeindlicher und lebensgefährlicher nicht sein konnten.
Anders war die Situation von František Michl und Karel Kuneš, deren künstlerische Kraft in den Dienst der SS gezwungen wurde: Sie hatten entweder Hitlerportraits zu kopieren oder verlogene Fälschungen in Form idyllischer Lageransichten herzustellen – für die Wohnzimmer der SS-Chargen und ihrer Freunde.
In den Jahren unmittelbar nach der Befreiung aus dem Lager entstand die Mehrzahl der Bilder dieser Ausstellung. Von der Vernichtung durch Arbeit bedrohte Künstler und Autodidakten konnten ihre Beobachtungen und Eindrücke nur in ihrem Gedächtnis festhalten, wie mit dem Radiergriffel einritzen: Künstler wie Richard Grune oder Ota Matoušek, schon vor ihrer Verschleppung in die Lager bekannte Künstler und Grafiker, schleuderten in die endlich gewonnene Freiheit ihre oft grauenvollen Erinnerungen als Memento den vielen Mitläufern entgegen. In den Jahren 1945/46 entstanden auch einige Zeichnungen von Helga Hošková-Weissová, die sie erst viele Jahre nach Abschluss ihres Kunststudiums (in den 60-er Jahren) zu großformatigen Ölgemälden ausarbeitete; die Motive kehren teilweise auch in ihren Grafiken aus den letzten Jahrzehnten wieder, die uns beim Gang durch die Ausstellung begegnen.
Erst drei oder vier Jahrzehnte nach ihrer Rückkehr aus dem KZ sehen sich andere von ihren nicht verblassenden Alpträumen gedrängt, mit Stift oder Farbe die beständig präsente Lagerwirklichkeit zu bannen. Bei Isaac Celnikier dauert es bis in die 70-er Jahre, ehe er nach dem Studium der Malerei und als bereits etablierter Künstler das Sterben in den Lagern zu seinem Gegenstand macht. Aber auch die Autodidakten Karl Stojka und Henk Verheyen beginnen zu malen und zu zeichnen.
Die Werke der zeitgenössischen Maler Theo Scherling und Tom Gefken, stellvertretend für eine Reihe von Künstlern aus der Generation der Nachgeborenen, beschließen als kleiner Ausblick unseren Gang durch die virtuelle Ausstellung.
Durch ein von der Europäischen Kommission und vom Bezirk Oberpfalz unterstütztes Projekt in den Jahren 2003 und 2004 konnten sowohl die Recherchen nach „Malern aus dem KZ Flossenbürg“ fortgesetzt wie auch wichtige Werke zur Ergänzung der Sammlung neu erworben werden. Der zweite Teil des mit EU-Mitteln geförderten Projekts umfasste die virtuelle Aufbereitung der Materialien.