Den Toten und Verfolgten des Flossenbürger KZ-Außenlagers „Colosseum“
Anders als in den vergangenen Jahren, aber auch nicht zum allerersten Mal sprach am Denkmal für die Toten des KZ-Außenlagers mitten in Regensburg nicht der Vorsitzende der „Arbeitsgemeinschaft ehemalige KZ Flossenbürg, Dr. Hans Simon-Pelanda, sondern der Abiturientin Rebecca Petz. Diese hatte jenen im vergangenen Jahr für ihre Seminararbeit zum Thema des ‚zweigeteilten Gedenkens in Regensburg‘ interviewt und in ihrer fertigen Ausarbeitung mit einigen Thesen konfrontiert, die geeignet erscheinen, die verhärteten Fronten zwischen den Organisatoren des Gedenkweges am 23. April und der Messe mit anschließender Kundgebung am darauf folgenden 24. April aufzubrechen.
Wir drucken deswegen die Rede von Rebecca am 23. April 2013 als ein Zeugnis, dass sich 30 (!) nach den ersten Publikationen zum Colosseum – Schülerarbeit, „Regensburg 1933 -45“ – eine neue Generation sich anschickt, die Verantwortung für ein würdiges Gedenken zu übernehmen, das die Stadt, ihre Politiker, aber auch alle Bürgerinnen und Bürger bis heute nicht zuwege brachten oder in vielen Fällen sogar verhinderten.
Rebecca Petz, 23. April 2013, 17. 00 Uhr am Denkmal für die Toten des KZ-Außenkommandos:
„Es geschah hier bei uns. Hier. Wo wir jetzt im Sommer gemütlich unser Eis schlecken. Hier mussten Menschen wie wir ohne genügend Nahrung ständigen Drohungen und Misshandlungen ausgesetzt Schwerstarbeit leisten. Hier es geschah in unserer Stadt. Es ist also auch unsere Geschichte, unsere Vergangenheit.
„Die Erinnerung ist eine Pflicht gegenüber den Toten“ sagte einst Otto Schwerdt. Es ist unsere Pflicht, unsere Verantwortung den Menschen zu gedenken, die hier gelitten haben und gestorben sind. Es ist unsere Pflicht an den 23. April 1945 zu erinnern!
Mit diesem Tag und dem Gedenken daran habe ich mich letztes Jahr im Rahmen meiner Seminararbeit, der früheren Facharbeit, intensiv auseinandergesetzt. Es gibt, wie Sie sicher wissen, zwei Gedenkveranstaltungen für diesen Tag- Diese hier und eine von Kirche und Stadt organisierte. Bei meinen Nachforschungen ist mir aufgefallen, dass dieses zweigeteilte Gedenken und die Streitigkeiten zwischen Stadt und den hier anwesenden Gruppen bezüglich des Umgangs mit der NS-Vergangenheit das wahre Ziel des Gedenkens immer wieder in den Hintergrund rückt: Die Wahrung der Würde der Opfer und die daraus resultierende Aufgabe auch heute neuem Faschismus entgegenzutreten!
Kann man denn von einem angemessenen Gedenken reden, wenn ein Politiker für die Teilnahme an dieser Veranstaltung heftig kritisiert wird? Und ist es ein Ausdruck des Respekts gegenüber den ehemaligen Häftlingen, wenn man ein Gedenken mit dem Ziel, die Opfer in würdiger Erinnerung zu behalten, als „Konkurrenzveranstaltung“ tituliert?
Meiner Meinung nach sicher nicht. Ich bin während meiner Recherchen zumeist auf offene und sehr engagierte Gesprächspartner gestoßen. Diese alle – egal ob von Seiten der Kirche oder der VVN- eint das Ziel, den durch das Regime Verfolgten eine würdige Erinnerung zu ermöglichen. Und ist nicht ein gemeinsames Gedenken die würdigste Form der Erinnerung? Ist es denn nicht möglich, für einen Tag die Kontroversen zu überwinden und Fehler von Seiten der Stadt außer Acht zu lassen? Für die Realisierung einer solchen gemeinsamen Veranstaltung müssen alle einen Schritt aufeinander zugehen. Sie fragen sich, wie eine gemeinsame Gedenkfeier aussehen soll? Den gemeinsamen Faktor der beiden Veranstaltungen bildet das Gedenken an die Frauendemonstration am Dachauplatz. Deshalb halte ich es für das Sinnvollste, die beiden Veranstaltungen dort zusammenzuführen und gemeinsam zu erinnern. Die Voraussetzung hierfür ist jedoch das Bemühen um einen gemeinsamen Dialog, der auf objektiver Basis geführt werden muss. Ein gemeinsames Gedenken- vielleicht ist es ein Utopie. Doch während des Schreibens meiner Arbeit wurde dieser Wunsch von Hans Rosengold auch zu meinem Traum. Während meiner Nachforschungen habe ich mich auch intensiv mit den bestehenden Meinungsverschiedenheiten beschäftigt. Und davon gibt es wahrlich genug. Doch trotzdem glaube ich, dass ein gemeinsames Gedenken möglich sein kann!
“Wir schweigen nicht. Wir sind euer schlechtes Gewissen“ sagten Sophie und Hans Scholl. Auch wir sollten nicht schweigen bis es in unserer Stadt eine würdige Erinnerung an alle Opfer der NS-Zeit gibt!“